Heute kein Mittagessen. Schade. Hatte Cordon bleu
angekreuzt. Aber das vertrage sich nicht mit den Flüssigkeiten, die mir gleich
gespritzt werden, erklärt eine Schwester, mit der ich bisher nie zu tun hatte.
Es kann zu Übelkeitsgefühlen und Erbrechen kommen, darauf möchten wir doch
lieber verzichten, nicht wahr?
142-85-95.
Werde anschließend, auf dem Bett liegend, an zwei Tropfsäckchen
gehängt: Nierenschutzmittel und Cortison. Lese Darvasi und erfreue mich am
Nichtstun. Auch das schlaucht. Mmmhh, kein Wunder bei all den Kanülen und
Röhrchen, die vom Ständer über diverse Mittelstücke geradewegs in den Körper
hineinführen. „Das gute Gift, der lebensspendende Saft“, werde ich später bei
Esterházy mit dem Bleistift unterstreichen. Einstweilen bin ich damit
beschäftigt, die Flüssigkeitstüten im Auge zu behalten und darauf zu achten,
dass das Tröpfeln nicht unterbrochen wird. Die Geschwindigkeit, mit der die
Tropfen sich ihren Weg bahnen, kann ich beeinflussen, indem ich den Arm mit dem
Zugang mehr oder weniger strecke, ihn ein bisschen anhebe oder ihn weiter nach
unten hängen lassen, mich im Bett auf den Rücken oder auf die Seite drehe. Man
macht so seine Erfahrungen, sogar im Liegen.
Zweieinhalb Stunden später: 139-84-91. Die gelbe Tüte
ist noch halb voll. Gegen 17 Uhr: 144-92-89. Kurz vor 18 Uhr wird doch noch
mein Cordon bleu serviert. Es ist nur lauwarm und die Panade ein wenig
matschig. Mit dem Kartoffelpüree und dem Tomatensalätchen schmeckt es trotzdem.
19 Uhr: Uff! Bin nun endlich ab- und ausgestöpselt, sieben Stunden
später. Bald beginnt das Viertelfinalspiel in der Champions League. Ein wenig
Abwechslung. Bin die beiden sterbenumschwirrenden, todumkreisenden Ungarn nun
auch schon ein bisschen leid, für heute.
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