Er ist also wieder da. Fünf, alles andere als ereignisarme
Wochen später. Fünf Wochen, in denen nur Lesen, Musikhören, ein paar Besuche
möglich waren. Fünf Wochen, in denen ihm sechs bis sieben Kilo Körpergewicht
verlorengegangen sind, weshalb er in seinem Hosengürtel mit Hammer und spitzem
Schraubenzieher ein zusätzliches Loch anbringen musste. Fünf Wochen, in denen
an Schreiben nicht zu denken war, am allerwenigstens an den Tagen, da er zwei
Spitzen einer Gabel aus Plastik in den Nasenlöchern stecken hatte, die auf
einem dünnen, karibikblauen Schlauch saß.
Dann der Versuch, mit der Hand und der zufällig
wiedergefundenen alten Füllfeder ein paar Wörter niederzuschreiben. Was
misslingt. Doch allein die Geste tut gut, die Bewegung, auch wenn der
gewünschte Schwung noch fehlt. Doch auch der wird wiederkommen. Wie –
hoffentlich – auch die Muskeln, die sich in den Unterschenkeln und Oberarmen
einfach aufgelöst zu haben scheinen, verflüchtigt, weggeschmolzen. Stellenweise
sind nur Haut und Knochen übrig, blaue Flecken, rote Pünktchen von den
Einstichnadeln, den Spritzversuchen. Er kann gut verstehen, wenn B., die
Nachbarin, schreibt, manchmal würde sie sich am liebsten hinter der Heizung
verkriechen. Platz wäre jetzt ja genug da, fast. Zu essen braucht er sowieso
nicht mehr viel, an manchen Tagen genügen ein paar Tropfen Wasser. Und die
richtigen Bücher, die er im ganzen Haus verteilt hat, für den Fall, dass er
zufällig irgendwo vorbeikommt, Mattigkeit ihn überwältigt und er sich zum
Verschnaufen kurz hinsetzen muss. Lesestoff liegt dann stets parat, sowie ein
Bleistift und ein Zettel, für den Fall, dass etwas festgehalten,
niedergeschrieben werden muss.
S. macht das alles klaglos mit. Ist nicht selbstverständlich. Muss mich
mal in aller Form bei ihr bedanken. Dafür, dass sie sich nie beschwert, alles
erträgt, neulich tagelang kreuz und quer durch Agadir unterwegs war, um alle
nötigen Formulare zu besorgen, Rechnungen zu bezahlen, Kontakte zu knüpfen,
Transfers zu arrangieren, Hindernisse zu beseitigen, Zeitpläne zu koordinieren.
Auch daran denke ich immer wieder, wenn ich nachts im Bad stehe, wie in dem Gedicht
von Harald Hartung, die Autogeräusche im Hintergrund, weil die Welt sogar um
diese Zeit noch unterwegs ist, wie kalt sind die Fliesen, und der Fremde im
Spiegel mir rät, ihm doch gefälligst aus dem Weg zu gehen.