Stable disease: das Zauberwort. Kein Rück- und kein
Fortschritt. Stabil: Mehr darf man nicht erwarten. Seit der Bronchoskopie Ende
März wird mir die monatliche Somatuline-Spritze gesetzt (wie auch morgen
wieder), die sechste Radiopeptidtherapie ist bis auf weiteres verschoben. Sonst
nichts. Ist auch gar nicht nötig, finden nicht nur die Ärzte.
Seit Wochen keinerlei Beschwerden. Und auch gar keine
Zeit dazu. Weil viel zu schreiben, zu korrigieren, zu lesen ist, wie immer
eigentlich. Aber nun auch richtig Lust dazu. Die Roman-Neufassung, fast dreißig
Jahre später. Die Sammlung von Kürzestgeschichten, die jeden Tag um vier bis
fünf Einträge wächst: der nette Herr Fleischhauer, die völlig unverdächtige
Frau Dornseiffer (mit zwei F, bitte), der kontrollierte Herr Hertel, der
unbeholfene Herr Struff, die attraktive Frau Brimmeyer … Nicht zu vergessen die
Verlagsarbeit: die schon vorliegende Neuerscheinung, die kurz bevorstehende
Neuerscheinung. Auch Garten, Rasen, Bäume, Hecken und Sträucher wollen versorgt
werden. Und für demnächst weitere Ausfahrten und Ausflüge in Planung. Et j’en passe.
Da bleibt weder Zeit noch Kraft für Kummer und Trübsal.
Gut so. Ganze Tage vergehen ohne einen Gedanken ans nicht ganz normale Innenleben,
das auch inspiriert, ermuntert und ermutigt. Alle anderen Gedanken kommen mir
hell, klar und präzise vor, wie selten zuvor. Wie meine alte Stimme, die M.
dieser Tage im Radio hörte, eine 35 Jahre alte Stimme, die M. zwar vertraut
vorkam, wie sie sagte, aber gleichzeitig wie aus einer anderen Welt.