7:10. Schwester Rita schneit mit gleich mehreren
Wünschen herein. Sie möchte nicht nur Körpertemperatur (36,4) und Blutdruck
messen (126-84-84), sondern auch noch frisches Blut abzapfen, an einer neuen,
noch jungfräulichen Stelle in der linken Armbeuge. Trotz meiner inzwischen
rundum bekannten Venenschwäche sitzt gleich der erste Nadelstich. Es laufe wie
ein frisch gezapftes Bier, scherzt die, die ansonsten zum Lachen eher in den
Keller zu gehen scheint.
8:10. Mitten im Frühstück ruft die E.Cam zur nächsten
Untersuchung. Oh, welch nette Überraschung! Die junge Blonde ist wieder im
Einsatz, heute ohne Ausschnitt, dafür mit einem schicken grobmaschigen Pulli,
der verführerisch glitzert. Bevor sie mich mitsamt Tisch unter die Kamera schiebt,
breitet sie bedächtig eine hauchdünne Papierdecke über meine Beine und Füße
aus.
Gleich anschließend wartet der SPECT-TC. Werde dort
von einem holländischen Praktikanten empfangen, der in seiner grünen Schürze
aussieht wie der trottelige Fleischer aus der zweiten Staffel der
US-amerikanischen Fernsehserie „Fargo“ (unbedingt zu empfehlen!), von dem wir
noch nicht wissen, ob er irgendwann einfach dran glauben muss oder vorher noch
grausam gequält werden wird. Der angehende Pfleger möchte sich mit mir
unterhalten, während wir darauf warten, dass seine ältere Kollegin die
erforderlichen Knöpfe drückt. Leider klingt sein Deutsch so niederländisch,
dass ich kaum einen seiner Sätze verstehe.
9:30. Endlich kann ich fertig frühstücken. Und erfahre
hoffentlich bald, wann ich heute entlassen werde. Muss ja S. anrufen, sie war
jetzt zwei Tage in Luxemburg und soll mich auf der Rückfahrt abholen kommen.
Damit unser normales Leben weitergehen kann.
11:00. Dr. H., der Oberarzt, kommt mit dem üblichen Briefchen,
fragt nach dem Befinden und lädt zum vierten Therapiezyklus in gut acht Wochen
ein, vom 21. Juni, Sommeranfang, bis zum 23. Juni, luxemburgischer
Nationalfeiertag. Vorherige Untersuchungen werden diesmal nicht nötig sein. Nur
etwa alle zwei Wochen soll ich beim Hausarzt die Blut- und Nierenwerte kontrollieren
lassen.
SMS an S.: Sie kann kurz nach 12:00 am
„Kiss&Drive“ vorfahren. Eigentlich müsste ich noch bis drei im Haus
bleiben, sagte Dr. H., „aber wir wollen mal nicht päpstlicher als der Papst
sein und Sie unnötig hier festhalten“. Doch verraten soll ich das niemandem. –
Nein, keine Sorge, ich werde es nur in einem Nebensatz in meinem Blog erwähnen,
ich schwör’s. (Das habe ich natürlich nicht zum Oberarzt gesagt …)