Zum dritten Mal im Bunker, erneut
auf Zimmer 7. Doch diesmal ohne Bettnachbar. Alles andere wie gehabt. Nach Anmeldung im 1. OG,
der Unterschrift auf diversen Einverständniserklärungen, dem Aufladen der Telefonkarte
und dem Ausfüllen der Essenswunschliste packe ich mein Köfferchen aus, verteile
die mitgebrachten Bücher (Novellen, die eigentlich kurze Erzählungen sind, von
László Darvasi sowie das „Bauchspeicheldrüsentagebuch“ von Péter Esterházy –
zufällig zwei Ungarn? Nein, in der ungarischen Literatur ist oft von Untergang
und Tod die Rede …), Zeitungen, Notizhefte auf dem Nacht- und dem Esstisch.
Alles muss ruckzuck gehen. Schon kommt Schwester Gabi
mit dem Blutdruckmessapparat – ein praktisches Ding auf Rädern.
143-89-92.
Nächste Patienteninformation durchlesen und
unterschreiben, rasch ein paar Handyfotos schießen, weil das Sonnenlicht so
froh tänzelnde Schatten auf den grellgrünen PVC-Fußboden zaubert. Auch Frau Dr.
K. soll bald kommen, für ein Aufklärungsgespräch und um die üblichen Zugänge zu
legen.
Warte lesend, blätternd in alten FAZ-Feuilletons, die
der Vater von S. treu und zuverlässig für mich sammelt. Gleich mal auf einen
schönen Satz der weitgereisten Schriftstellerin Angelika Overath gestoßen: „Wem
der Tod nah ist, der wird leicht lebensmutig.“
10:20 Uhr: Frau Dr. K., Fachärztin für Radiologie, die
manchmal etwas ungeduldig erscheint, hat sich Zeit gelassen und die Vene für
den Zugang in der rechten Ellbogenbeuge gleich gefunden. Sitze ihr in bequemer Flanellhose
und in Hotelschlappen gegenüber, was mir ein bisschen deplatziert vorkommt.
10:50: Dr. H., der leitende Oberarzt, war hier, mit
der besten Nachricht seit Monaten. Die Resultate der jüngsten Untersuchungen seien
sehr positiv. „Die Bilder zeigen, dass alles sehr stabil ist, keine neuen
Metastasen sich gebildet haben, also genau das, was wir uns erhofft hatten.“
Uff, mit einer solchen Neuigkeit lassen sich die
kommenden Stunden im Bunker doch schon viel freudiger angehen. Die
Radiopeptidtherapie schlägt demnach an und kann bedenkenlos weitergeführt
werden.
Daraufhin gönne ich mir eine der mitgebrachten
Mandarinen und proste mir mit einem Plastikbecher Mineralwasser selbst zu –
nach dem Motto auf dem Etikett: „Zum Essen, zum Wohle, zum Leben“.
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