Dies ist kein Tagebuch. Dafür vergeht viel zu viel
Zeit zwischen den einzelnen Einträgen. Aber ich will mich auch nicht ständig
nur mit Krankheit, Sterben und Tod abgeben. Vielleicht wird es irgendwann noch
ein richtiges Tagebuch, mit regelmäßigeren Notizen, vielleicht. Derzeit jedoch
ist nichts dergleichen geplant. Ich lasse mich nicht mehr unter Druck setzen,
nicht vom Krebs und schon gar nicht von mir selbst. Und auch nicht von der
Schönheit des Lebens, über die Esterházy immer wieder spricht.
Gestern war einer der weniger guten Tage. Bereits nach
dem Frühstück fühlte ich mich müde und schlapp. Am späten Nachmittag, im
Lesesessel und mit den „besten Geschichten“ von Carson McCullers in der Hand,
nickte ich immer wieder ein. Draußen ständiges Schneegestöber. Wie bin ich den
Winter so leid! Daran ändern auch die Vögel nichts, die in letzter Zeit immer
zahlreicher auf der Umrandung des Sonnenblumenkernspenders am Nussstrauch vor dem
Küchenfenster landen. Wer sie beobachten will, muss in völliger
Regungslosigkeit verharren. Bei der geringsten Bewegung, und sei es nur ein
kurzes Drehen des Kopfes, fliegen sie auf und davon.
Eigentlich kommt die kleine Form der kurzen Notizen
meinem Schreiben entgegen. Ich bin nie ein Autor mit langem Atem gewesen, immer
eher ein Kurzstreckenläufer, ein Spontanschreiber ohne großen Plan, ein
Notierer, der sich von punktuellen Beobachtungen, zufälligen Einfällen zu
erzählerischen Fragmenten verleiten lässt.
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