Schwester Gabi, an die ich mich noch gut erinnern
kann, kommt mit dem Formular, auf dem ich meine Speisewünsche für die nächsten
drei Tage ankreuzen soll: paniertes Schweineschnitzel oder Hacksteak, heiße
Schokolade oder Gemüsebrühe.
Für die Tüte mit dem mitgebrachten Obst gibt es
leider keinen Kühlschrank. In wenigen Stunden wird es auf Zimmertemperatur sein
und nicht mehr besonders gut schmecken. Aber immer noch besser als Zwieback mit
eingelegten Gurkenscheibchen.
Als das Telefon meines Zimmernachbarn klingelt,
erfahre ich zumindest seinen Vornamen. Er hebt ab und meldet sich mit Carlo.
Das erscheint mir seltsam, aber so habe ich es verstanden.
Wann habe ich zum letzten Mal mit einem mir völlig
unbekannten Mann im selben Zimmer geschlafen? (So ähnlich formuliert es David
Wagner im 82. Kapitel seiner Leberchronik, in der ich immer wieder lese, kreuz
und quer, hin und her blätternd.) Ich erinnere mich an eine Bootsfahrt auf dem
Mekong, vor mehr als einem Dutzend Jahren, von Nordthailand in die ehemalige laotische
Königsstadt Luang Prabang. Die Tour dauerte drei endlos lange Tage. Die erste
Nacht verbrachte ich mit Monsieur Bouvier, einem wenig gesprächigen Franzosen,
im winzigen, stromlosen Doppelzimmer einer Klitsche in dem Dörfchen Pak Beng.
Auch Monsieur Bouvier schnarchte. Ich lag stundenlang wach und fragte mich, ob
es sich bei meinem Mitschläfer möglicherweise um den Reiseschriftsteller
Nicolas Bouvier handelte. Aber zu diesem Zeitpunkt war der bekannte Schweizer
bereits seit mehreren Jahren tot.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen