Diese Tage, an denen sich der ungebetene Gast in eine
schattige Ecke des Wohnzimmers verkriecht und ganz ruhig dort hocken bleibt.
Diese Tage, an denen das Tier die Schnauze hält und sich selbstmitleidig die
Pfoten leckt. Diese Tage, an denen der ständige Begleiter sich kurz verneigt
und sich anschließend diskret verzieht, für eine Weile wenigstens. Diese Tage,
an denen am frühen Morgen niemand die Zimmertür aufreißt und ekelhaft gut
gelaunt in den Raum schreit, dass nun Zeit fürs Temperaturmessen sei, für den
Blutdruck, die Herzfrequenz, das Bauchdeckenabtasten, das
Kniescheibenbehämmern, die Kopfhautmassage, die Gelenkvibration, das
Fußsohlenkitzeln … – nein, ich übertreibe. Soweit würden Krankenschwestern
natürlich nie gehen. Und überhaupt, an diesen Tagen sind Behandlungszimmer,
Messgeräte und Tropfständer mir so fremd wie die gruseligen Kreaturen an den
tiefsten Stellen des Marianengrabens.
Diese Tage also, an denen es Wichtigeres zu tun gibt, als
sich die Handlungen und Gedanken vom unerwünschten Begleiter vorschreiben zu
lassen. Zumal bald, an diesem Montag, ein nicht ganz bedeutungsloses Rendezvous
in meinem Kalender steht: 19:30, CNL in Mersch, Batty Weber-Preisüberreichung.
Oder findet die Feier erst am kommenden Mittwoch statt? Der Kulturkolumnistin
aus dem Luxemburger Wort ist die Sache mit dem falschen Datum auf den
Einladungskarten heute jedenfalls schon eine humorige Glosse und einen gewagten
Hollywood-Vergleich wert. Aber wer will in Weinstein-Zeiten schon mit der
US-amerikanischen Filmindustrie in Verbindung gebracht werden?
Lese stattdessen ein Interview mit Edna O’Brien, in dem
die irische Schriftstellerin mit dem trefflichen Satz „Die Geschichte eines
Lebens ist im Körper ebenso enthalten wie im Gehirn“ zitiert wird. Und so
werden auch Tage wie diese wieder vergehen und neue darauf warten, gelebt zu
werden.
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