Ein paar Wochen Ruhe. Außer der Monatsspritze, alle 28
Tage. Und demnächst einer weiteren Bronchoskopie. Schon seltsam, wie alle diese
Untersuchungen mit der Zeit an Schrecken verlieren, zumindest einen Teil davon.
Und viele andere Dinge sich verlagern, die einen an Wert zunehmen, die andern
an Gewicht abnehmen. Nur ständig, wirklich unablässig, dieser riesige Schatten
im Hintergrund, über einem, in einem. Ein paar Wochen Pause, auch mit dem Blog.
Durchatmen. Pläne schmieden. Kleinigkeiten eigentlich, Banales, Normales.
Nach der Februar-Spritze zehn Tage Donostia, leider im
Regen. Dafür mundeten nach langer Zeit mal wieder ein paar Gläser Weißwein,
sogar einige Zurritos, am Tresen stehend, mit dreadgelockten Txurris zu Füßen
und leckeren Rationen auf den Hochtischchen in der umfänglich renovierten Bar
Astelena. Wie hieß die Serviererin mit dem Pferdegang nochmal: Salomé? In der
christlichen Mythologie die Inkarnation weiblicher Grausamkeit schlechthin,
gleichwohl die Verkörperung idealer Schönheit und purer Erotik.
(Aber darf man solche Ausdrücke heute, im Jahre 2018, in
Zeiten des neuen Puritanismus und Tugendfurors, überhaupt noch benutzen, ohne
sofort als Sexmonster abgekanzelt zu werden?)
Nun liegt endlich kein Schnee mehr. Temperaturen um zehn
Grad. Doch nirgendwo ein kühnes Blättchen, das eine grüne Spitze
hervorzustrecken wagt. Doch, sagt S., Schneeglöckchen, und die ersten Krokusse.
(Oder soll man bald nur noch über vermeintlich reine,
unschuldige Natur sprechen und schreiben? Schon seltsam, wie viel Angst die
Jungen von heute vor nackter Haut, Nähe und – pfui! – direktem Körperkontakt,
sogar bloß vor deren Darstellung in Texten und auf Bildern zu haben scheinen.
Von Blut, Rotz, Sperma und anderen Körperausscheidungen ganz zu schweigen.)
P.S.: Wie meinte S. dieser Tage: Sollte sich dieses oder
jenes Museum dazu entschließen, demnächst Werke von angeblich
pervers-sexistischen Malern wie Gauguin, Schiele, Picasso oder Balthus abzuhängen und für immer in seinen dunklen Lagern verschwinden zu lassen … – wir
wären gerne bereit, dem einen oder anderen Bild an unseren noch jungfräulichen
Wänden lebenslanges Exil zu gewähren! Also bitte melden …
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