Vor bald vier Wochen also: 4. Therapiezyklus, Nuklearstation,
Etage -2, Zimmer 7, wie schon dreimal zuvor. Draußen hochsommerliche 35 Grad,
schon kurz vor neun Uhr morgens. Bevor die übliche Prozedur beginnen kann, muss
ich mich bei der Verwaltung anmelden, diverse Einverständniserklärungen
unterschreiben, Telefon- und Fernsehkarte lösen. Danach endlich Köfferchen
auspacken, mitgebrachtes Kopfkissen auf dem Bett drapieren, Bücher, Zeitungen
und Notizhefte auf dem Tisch ausbreiten. Schon kommt Schwester Gabi, gut
gelaunt wie immer. Körpertemperatur: 37,5. Blutdruck 131/80. Leicht erhöhter Pulsschlag.
Sind Sie aufgeregt?, fragt Schwester Gabi. Ja, vielleicht. Oder es ist die
Hitze.
Fragte mich neulich: Wie verändert die Krankheit den Blick
auf sich selbst? Und den der anderen? Und den auf die anderen?
Es gibt zu tun, bevor der Tropfständer hereingerollt
wird. Diverse Papiere: Essenswünsche ankreuzen, Allergien, regelmäßig
eingenommene Medikamente, Brillenträger. Irgendwelche Implantate? Sonstige
Fremdlinge im Körper? Und ob! Deswegen bin ich schließlich hier. Danach
schleppt sich der restliche Vormittag träge dahin. Einmal schreit eine Frau
über den Flur: Bei uns auf dem Land feiert jeden Tag eine Kuh Geburtstag.
Lautes Gelächter. Doch erst um 13 Uhr kommt endlich Schwung in die Bude.
Venensuche, zuerst vergeblich. Dann wird Dr. N. fündig: rechts in der Armbeuge,
links am Handgelenk. Fast erkenne ich Dr. N. nicht wieder. Kann es sein, dass
er seit dem letzten Mal etliche Kilos abgenommen hat?
Erneutes Warten. Als die diversen Flüssigkeiten endlich
zu tropfen beginnen, überschlagen sich die Blutdruckmessungen förmlich: 15:00
Uhr: 125/90 – 15:45 Uhr: 124/90 – 16:24 Uhr: 139/79 – 17:25 Uhr: 144/96. Und
was haben diese Zahlen nun zu bedeuten? Niemand verliert darüber ein Wort.
Es war der längste Tag des Jahres, aber ich hatte nichts
davon. Außer dass es draußen so hell war, dass ich lange nach Mitternacht immer
noch nicht einschlafen konnte.
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