Als der Patient, gegen sieben, endlich in Tiefschlaf abgetaucht ist, kommt Herr K. hereingestürmt, ekelhaft gut gelaunt. Temperatur, Blutdruck, Puls, Blutentnahme. Der alte Zugang liegt noch, gibt aber nicht genug Flüssigkeit her. Also nochmals gepiekst werden, für ein paar Milliliterchen.
Auch das Frühstück, das gleiche wie gestern, kommt früh. Doch kaum habe ich mir eine Brotscheibe bestrichen, werde ich erneut in die Dosimetrie zitiert, für weitere Kontrollaufnahmen. Ein Viertelstündchen auf dem Tisch hin und her geschoben werden, mehr ist es nicht, verspricht Herr K., grinsend.
Anschließend geht auf einmal alles sehr schnell. Nach dem Frühstück kommt der Pfleger, zieht mir den Zugang, klebt ein Pflaster auf die offene Stelle und weist mich an, mein Köfferchen zu packen und mich auf meine imminente Entlassung vorzubereiten. Ach ja, es ist Freitag, bis zum frühen Nachmittag soll die Station geräumt sein, wie Schwester G. gestern verriet.
Auch Frau Dr. I. lässt diesmal nicht lange auf sich warten. Sie überreicht mir den Arztbrief für die Onkologin, gibt ein paar zusätzliche Ratschläge und Erklärungen bezüglich der nächsten Therapieschritte und wünscht, es ist kurz vor Heiligabend, schöne Feiertage, einen guten Rutsch, bis nächstes Jahr.
Kurz nach neun sitze ich in der Cafeteria der Klinik und warte, dass S. mich abholt. Fühle mich gut, höchstens ein wenig erschöpft, schlapp, wacklig in den Knien. Lese mehr über Vivian und ihre Düfte.
Was ich zu erwähnen vergaß: die beiden Fotos, eins an der linken und eins an der rechten Zimmerwand. Rechts das Klischee von einem süditalienischen Dorf, links eine idealtypische Blumenwiese im Sommer. Ich kann mich einfach nicht der Versuchung erwehren, mich vor beiden Motiven zu fotografieren, und sei es nur halbhäuptig.
Und was ich zum nächsten Therapiezyklus in acht Wochen unbedingt einpacken muss: ein eigenes Kopfkissen, frisches Obst, Obstsäfte, Marzipan und … einen Flachmann mit ein paar gehörigen Schlucken Brandy.
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