Obwohl, so leicht lässt sich das Vergangene trotzdem nicht abschütteln. Die Müdigkeit um Weihnachten, der Husten nach Neujahr, die Blutanalysen auf der Suche nach den Entzündungsherden, die sich offenbar bestens im Leib versteckt haben. Also wird die große Suchaktion gestartet, mit Ultraschall, Elektrokardiogramm, PET-Scan, Lungenspiegelung, Rippenfellpunktion ...
Dazu erforderlich: ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt. Über den ich so präzise wie möglich Buch führe: Aufnahme an einem sonnigen, aber bitterkalten Montagmorgen im März. Sofort setzt sich die Maschinerie in Bewegung: Blutabnahme, Katheter, Lungentest, klopfen, abhorchen, drücken ... Kaum ist das Zimmer 328 auf Station 303 bezogen, wird das Mittagessen serviert, kurz nach zwölf: Geschnetzeltes mit Spätzle und Salat mit Dressing, als Dessert eine Plastikschale Erdbeerquark.
Gegen fünfzehn Uhr fährt S. heim, nein, ich schicke sie weg. Sie braucht ihre Zeit nicht unnütz zu vergeuden, hat Besseres zu tun, als neben meinem Bett zu hocken.
Versuche, mich mit meinem Zimmer anzufreunden. Es gibt einen Fernseher, eine Steckdose, um das Handy aufzuladen, einen Heizkörper, der hohl, aber ausdauernd röhrt.
Irgendwann kommt die Stationsärztin mit dem Fragebogen, der unterschrieben werden muss. Kurz darauf schaut der Oberarzt vorbei, für fünf Minuten. Warmer Händedruck. Alles weitere wird der Patient im Lauf der nächsten Stunden erfahren. Einstweilen darf er sich auf siebzehn Uhr freuen, dann wird das Abendmahl serviert: vier Scheiben Brot, vier Portionen Butter, eine kleine westfälische Leberwurst, eine Scheibe Käse, eine Scheibe Wurst, je ein Töpfchen Marmelade und Honig, eine kleine Portion Quark.
Die Bronchoskopie soll am nächsten Vormittag stattfinden, irgendwann zwischen acht und elf Uhr dreißig. Ab dem Vorabend, nach zweiundzwanzig Uhr, darf nichts mehr gegessen und nichts mehr getrunken werden. Nur den Mund soll man sich noch ein paar Mal mit Wasser ausspülen und es anschließend ausspucken.
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