Zwischendurch tatsächliche Distanz, wenn auch nur räumlich, geografisch sozusagen. Zehn Tage Auszeit in Marokko. Meer, Sonne, Wärme, Lesen, Flanieren, Notieren – Abschalten. So gut es eben geht. Mein Tumor, der unerwünschte Gast, ist mit dabei, macht aber natürlich keinen Urlaub, auch wenn er sich in diesen Tagen diskret zeigt, sich freundlicherweise zurückhält. So wie er sich, seit er sich an meine Fersen geheftet hat, bislang ja eigentlich die meiste Zeit als relativ friedfertig erwiesen hat.
Farid, dem Arganölverkäufer, Abdul, dem Halsabschneider im langen Gewand des Souvenirhändlers, der attraktiven Soukaina, die mit ihrer Mutter und ihrer Tante ein Wochenende im 5-Sterne-Hotel verbringt, Abderrahman, dem Friseur, Amin, dem Wachsoldaten am unter Palmen versteckten Königspalast in Agadir, Hasma, der Managerin der Frauenkooperative in Taghazout, Aziz, dem Golflehrer, Isabelle, der rechten Hand des Hoteldirektors, Karim, dem Berber, Marouane, dem Hilfskellner, Noura, der Oberkellnerin, Hamid, dem Minibusfahrer, Lisbeth, der Mutter der niederländischen Fix-und Foxi-Zwillinge … – ihnen allen brauche ich nicht mit meinem ebenso unsichtbaren wie hartnäckigen Begleiter zu kommen. Sie alle haben eigene Sorgen – Amin etwa wird von Krampfadern und Rückenproblemen vom stundenlangen Herumstehen geplagt –, von denen sie mir auch nichts erzählen. So kommen wir gut miteinander aus, schenken uns gegenseitig ein paar freundliche Worte und sanftes Lächeln. Nur mit dem Drive, dem Putten, dem Swing und dem Bunkerschlag, da tue ich mich noch schwer. Kein Wunder. Nach fünf ersten Übungsstunden war auch Tiger Woods wahrscheinlich nicht der Tiger Woods, zu dem er nach mehreren hunderttausend späteren Schlägen heranreifte.
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