Die nächsten Sommergäste haben sich angekündigt. Stehe mehrere Stunden am Stück in der Küche, leicht nach vorne gebückt. Lauchzwiebeln schneiden, Möhren raspeln, Kichererbsen mixen, Sesamkörner rösten, Fleisch in mundgerechte Happen würfeln, Tomaten häuten, Wassermelonen durchhauen, wie mit einer Axt.
Am nächsten Morgen heftige Rückenschmerzen, die sich mit Momenten im ganzen Oberkörper ausdehnen. Reflexartige Gedanken: Klopft mal wieder der Tumor an? Fordert er die Aufmerksamkeit, die ihm an angenehmen, beinahe unbeschwerten Sommertagen verwehrt bleibt? Möchte er sich mal wieder in Erinnerung rufen?
Nein, nach zwei Tagen sind die Schmerzen wieder weg. Es muss sich um eine Art Muskelkater gehandelt haben, eingefangen bei der langwierigen Essenszubereitung, dem Federballspielen mit den Gästen, hoffentlich.
Beim Kirschen- und Aprikosen-Chutney, beim Gazpacho und dem Hummus, bei Guacamole und Pfundstopf kommen die Erinnerungen dann doch, zwangsläufig. An die Krankenhausnahrung vor ein paar Monaten – die Speisen habe ich fotografiert, die Zettel mit ihrer Beschreibung aufbewahrt. Das „Seelachsfilet Crispy mit Remoulade“ werde ich so bald nicht vergessen, genauso wenig wie „das Pußta-Rindergulasch“.
Mittlerweile habe ich mehr als anderthalb Dutzend Tausender für die Tumortherapie vorgestreckt. Mit der Rückzahlung lässt die Krankenkasse sich Zeit, viel Zeit. Zwischendurch kommen regelmäßig Nachfragen, Aufforderungen, Weigerungen. Nein, eigentlich passiert in diesen Urlaubswochen gar nichts. Nur der ungebetene Gast bleibt hartnäckig.
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